Zehn Tipps für die Auswahl des richtigen Webhosters

Die Auswahl eines Hosters ist etwas, bei dem man sich nicht blind auf Tipps von Bekannten verlassen sollte. Ebenso wenig sollte man den Aussagen der Unternehme vertrauen oder sich einfach ein Paket bei den großen drei (1&1, Strato, Hetzner) klicken.

Wir haben keine Präferenzen, sondern Anforderungen, die je nach Projekt variieren. Der folgende Beitrag ist natürlich frei von Werbung und so neutral wie möglich verfasst. Wir übernehmen aus Prinzip nicht das Hosting für unsere Kunden, sondern machen Vorschläge für ein geeignetes Produkt, dass sie sich bestellen können. Dadurch wird es nicht nur preiswerter für die Kunden, sondern sie haben auch die Hoheit über ihre Domain und der Vertrag.

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Plesk: Eine gute Oberfläche ist selbsterklärend und bietet Überblick

Das Thema virtueller Server, dedizierter Server oder gar eigene Hardware haben wir ausgeklammert. Es ist einfach zu Komplex, um es hier zu behandeln.

Vorab sollten Sie sich ein paar Fragen stellen:

1: Was brauche ich? Reicht eine einfache Webseite oder möchte ich noch weitere Anwendungen wie eine eigene Nextcloud installieren?

2: Kann ich die Einrichtung selbst vornehmen? Habe ich jemand in der Firma, dem Verein oder der Organisation der z.B. die Mailkonten verwalten könnte?

3: Wie sehr bin ich auf den reibungslosen Betrieb rund um die Uhr angewiesen? Ist der Ausfall von Mail oder Webseite für einige Stunden oder gar Tage unter Umständen existenzbedrohend?

4: Wie hoch sind meine Anforderungen an den Datenschutz? Webshops oder Anwendungen, die Kundendaten speichern, müssen anders bewertet werden.

10 Tipps

1: Suchen Sie nach Erfahrungsberichten und Bewertungen von Kunden in Foren und Chats.

Misstrauen Sie dabei Bewertungsportalen. Insbesondere, wenn die Bewertung zu positiv ist. Schauen Sie lieber auf Erfahrungsberichte in Entwicklerforen oder Social-Media Kanälen.

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Host Europe: Verdächtige Wiedersprüche

2: Überprüfen Sie die Leistung der einzelnen Pakete.

Da fast alle Webseiten unter PHP laufen, muss man sich die Details genau anschauen. Der "max_mem"- Wert gibt an, wie viel Speicher ein Script verbrauchen darf. In der Regel reichen 512MB. Ebenfalls wichtig ist die Möglichkeit die PHP Konfiguration anzupassen und ggfls. auch eine andere, ältere PHP Version verwenden zu können.

Weitere Merkmale sind

  • Cron-Jobs - Zeitgesteuerter Aufruf von Scripten
  • Sub-Domains - Unteradressen wie cloud.examle.org oder develpment.exmaple.org
  • DNS - Kontrolle - Über das Adressbuch der Domain kann man so z.B. externe Newsletterdienste einbinden oder Unterdomains auf externe Server umleiten.

Darüber hinaus können je nach Projekt noch weitere Optionen wie Python, Node.js, Docker oder Rails wichtig sein.

3: Kostenlose SSL Zertifikate sollten eigentlich Standard sein.

Keine Webseite kann/sollte heute noch ohne SSL Zertifikat betrieben werden. Letsencrypt ist eine einfache, kostenlose und sichere Alternative zu kommerziellen Anbietern. Das Zertifikat reicht selbst für Webshops und kleinere Unternehmen aus. Einen Hoster, der immer noch keine kostenlosen Zertifikate anbietet, weil er damit ein paar Euro zusätzlich machen kann, sollte man meiden.

4: Tools für Entwickler wie eine ordentliche SSH-Shell und Git-Deployment sind ein Muss.

Der Dateitransfer via FTP oder gar Web-Oberfläche war gestern. Ein Hostingpaket für eine Webseite, die von einer Agentur gepflegt und überwacht wird, sollte eine SSH Shell und wen möglich auch Versionsupdates via Git bieten.

5: Kann ich ausreichend Mails über den Server des Hosters versenden?

Viele Provider limitieren die Anzahl der Mails, die ein Kunde pro Stunde/Tag versenden darf. Grund ist die Angst der Hoster, dass Ihre Netze zum Versenden von Spam missbraucht und dementsprechend gebrandmarkt werden. Ein Limit von 100 Mails / Stunde sollte normalerweise kein Problem darstellen, kann aber je nach Größe der Shops, der Firma oder der Organisation einfach zu wenig sein. Die dem Versand von Newslettern ist man daher meist auf externe Dienstleister angewiesen.

6: Betreibt der Hoster eigene Rechenzentren und wo stehen die Server?

Finger weg von Resellern, also Hostern ohne eigenes RZ. Nicht selten handelt es sich um sehr kleine Betriebe mit wenigen eigenen Servern. Auch wenn die Server nicht in Deutschland stehen müssen, sollte man aber zumindest auf einen Standort in Europa achten.

Ebenso wichtig ist die Anbindung an die Netzknoten. Ein guter Provider hat das dokumentiert oder gibt Ihnen Auskunft. Grundsätzlich wäre es auch möglich, die Latzenten zu einzelnen Webseiten des Hosters mit verschiedenen Verbindungen zu messen. Erstens wäre das nur eine Momentaufnahme und zweitens ist das eher eine Aufgabe für Spezialisten.

7: Neben den automatischen Backups sollten noch individuelle Backups möglich sein.

Auch wenn der Provider selbst Backups erstellt, sollten eigene Backups möglich sein. Wenn möglich sogar automatisch und auf externe Quellen via SFTP oder DAV.

8: Pakete sollten auch ohne Neukonfiguration anpassbar sein.

Gerade bei einer eigenen Cloud oder vielen Mailkonten kann der Speicher schnell knapp werden. Gute Provider bieten zusätzlichen Speicher ohne Paketwechsel an. Zumindest ein Paketupgrade muss ohne großen Aufwand möglich sein.

9: Taugt der Support und wie gut ist die Dokumentation?

Der beste Provider ist der, denn man nicht fragen muss. Trotzdem ist eine gut erreichbare Hotline ein Qualitätsmerkmal. Da die Kommunikation mit den meist outgesourcten Helferlingen per Telefon oder Ticket-System häufig ins Leere läuft, ist ein Kundenforum und eine gut gepflegte FAQ nicht selten hilfreicher.

Gerade die Kundenzufriedenheit ist ein guter Maßstab für die Qualität des Supports.

10: Nervt der Hoster mit Werbung für unnötige Extradienste wie Rankingtools und Virenscanner?

Eher lästig, aber mitunter teuer. Manche Provider versuchen Kunden im Backend und auf der Webmail-Oberfläche jede Menge Extras anzudrehen. Ein falscher Klick und das Postfach ist plötzlich ein Exchange-Premium Konto für 16 €/Monat. Viele der Kunden, die wir übernehmen, zahlen jahrelang ein Vielfaches für Dienste, die sie nicht benötigen.

Fazit

Die Suche nach einem geeigneten Hoster scheint kompliziert. Es lohnt sich aber um Ärger mit der Agentur zu vermeiden und jederzeit Herr über den eigenen Internet-Auftritt zu sein. Langsame Webseiten oder Ausfälle in der Infrastruktur sind mehr als nur lästig.

Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass auch ein gutes Hoster im Laufe der Zeit Schwächen entwickeln kann. Manchmal einfach nur, weil der Server, auf dem das Paket läuft, veraltet ist oder durch zusätzliche Kunden immer stärker belastet wird. Dann sollte man sich nicht zu lange ärgern und entweder das Paket oder den Anbieter wechseln.

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